Wird ein ungeboosterter, zwei mal geimpfter infektanfälliger?

Update vom 06.01.: Ergänzung zu „Nie wieder voller Immunschutz für Geimpfte?“ auf Reitschuster.de (siehe unten)

Nach meinem letzten Artikel Omikron vs. Booster haben sich viele Leute gefragt, ob die Impfung tatsächlich die Wahrscheinlichkeit erhöht, sich mit Omikron zu infizieren:

Insbesondere wurde meine Grafik viel öfter geteilt, als der dazugehörige Artikel gelesen wurde. Ohne die entsprechenden Informationen entstehen dann natürlich solche „Missverständnisse“, die von Impfgegnern (das sind laut meiner Definition Menschen, die gegen alle Impfungen sind) genutzt werden, um weiter Propaganda zu machen.

Die Anwort ist: Nein, natürlich nicht. Eine negative Impfeffektivität gegen Infektionen mit SARS-CoV-2 ist physiologisch auch gar nicht möglich. Das einzige was zur Abwehr von Infektionen (nicht: schwere Verläufe) im Hals-Nasen-Rachen-Bereich hilft, ist Schleim (und IgA). Eine schöne dicke Schleimschicht. Das habe ich in meinem Video erklärt.

Aber lassen sie mich noch etwas weiter ausholen:

IgG Antikörper sind Monomere, das heißt, sie können nur an ein Spikeprotein gleichzeitig binden. Dadurch können sie zwar diverse Antworten des Immunsystems initiieren, aber diese laufen nicht in der Rachenschleim ab, da die entsprechenden Zellen dort nicht sind, und sie sind deshalb praktisch nutzlos. Dass bei dem Virus eines der vielen Spikeproteine durch IgG blockiert ist, spielt praktisch keine Rolle.

IgA Antikörper sind dagegen Dimere (zumindest die sekretorischen im Schleim) und sie können daher zwei Spikeproteine miteinander verbinden. Damit kleben IgA-Antikörper Viren zusammen, was die Beseitigung der Viren deutlich erleichtert und die Gefahr des Eintritts in eine Zelle senkt.

Durch die intramuskuläre Impfung wird aber kein IgA gebildet. Eine entsprechende Studie zeigt das auch in ihren Daten (siehe Bild). Ich hatte Mitte Dezember einen Kommentar zu der Studie v3 geschrieben, daraufhin ist vorgestern eine neue Version v4 erschienen, die ich noch nicht gelesen habe. Der Abstract sieht jetzt aber deutlich realistischer aus.

Das ist auch keine neue Erkenntnis, sondern ist beispielsweise von der Polio-Impfung bekannt. Früher war Poliomyelitis (Kinderlähmung) in Deutschland eine Schluckimpfung, und das ist es in Ländern, in denen Polio noch endemisch ist, heute auch. Nur dort, wo es nicht mehr endemisch ist, hat die WHO auf intramuskuläre Impfung umgestellt. Die intramuskuläre Impfung schützt nämlich nicht vor der Weitergabe.

Dass es auch diverse Beispiele aus der Tiermedizin gibt (dort wird viel häufiger gegen Coronaviren geimpft), sollte RKI-Chef Wieler als Tierarzt eigentlich besser wissen als ich.


Update 06.01.22: Ebenso schreibt Reitschuster unter der Überschrift: Volle Immunität nicht mehr erreichbar?

Die Impfung erhöht also die Antikörper gegen das Spike-Protein, aber sie leistet keine Bildung von N-Antikörpern. Die Seroprävalenz der N-Antikörper ist bei Personen, die nach doppelter Impfung infiziert waren im Vergleich niedriger ist. Sofern das zutrifft, bedeutet das, dass die Impfstoffe das Immunsystem daran hindern können, die stärkste Form des Schutzes gegen eine erneute Infektion zu entwickeln. Das Phänomen, wonach das Immunsystem durch die Art und Weise, wie es zum ersten Mal mit einem Erreger in Berührung kommt, in gewisser Weise behindert wird, ist bekannt und wird als Antigenerbsünde bezeichnet.

Reitschuster.de

Natürlich ist der N-Antikörper(AK)-Spiegel bei Geimpften niedriger, da diese durch die Impfung bereits eine frühere Reaktion auf eine Infektion zeigen, welche mit dem bei der Impfung induzierten S-AK erfolgt. Der Vorteil der Impfung besteht ja darin, dass die AK-Bildung frühzeitiger erfolgt, mehr nicht. Dadurch ist die Summe der bei einer Infektion gebildeten Antikörper gleich, aber die Verteilung ist zu den S-AK hin verschoben.

Wenn das nicht so wäre, wäre das ein Zeichen der Unwirksamkeit der Impfung (gegen schwere Verläufe).


Also, woher kommen dann solche Zahlen wie diese hier?

https://zachariasfoegen.wordpress.com/2022/01/01/booster-vs-omicron/

Die Effizienz des Boosters liegt bei etwa 50% die der Impfung bei etwa -100%. Komisch?

Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben eine eine steigende Boosterquote und alleine daraus entsteht eine Verzerrung.

Dafür modelliere ich ein Szenario, in dem sich jede Woche eine fixe Rate der Bevölkerung (1%, tatsächliche Zahl aber irrelevant) infiziert. Pro Woche werden 5% der Bevölkerung geboostert (der Rest ist „nur“ geimpft), eine Veränderung der Impfrate streckt oder staucht die X-Achse nur. Maximal lassen sich 70% der Bevölkerung boostern (ein höheres Maximum führt zu höheren Werten). Der Schutz des Boosters vor Infektionen beträgt in dieser Rechnung 0% (ja, null). Das hier ist das Ergebnis einer Berechnung der Impfeffektivität basierend auf (Prozentsatz geboosterte Fälle geteilt durch) dem Prozentsatz der Geboosterten an der Gesamtbevölkerung am ENDE der Zeitspanne.

Folgendes Szenario liegt der Grafik zu Grunde: Jede Woche infiziert sich eine fixe Rate der Bevölkerung (1%, tatsächliche Zahl aber irrelevant), pro Woche werden 5% der Bevölkerung geboostert (der Rest ist „nur“ geimpft), maximal lassen sich 70% der Bevölkerung boostern. Der Schutz des Boosters vor Infektion beträgt in dieser Rechnung 0% (ja, null). Das hier ist das Ergebnis einer Berechnung der Impfeffektivität basierend auf (Prozentsatz geboosterte Fälle geteilt durch) dem Prozentsatz der Geboosterten an der Gesamtbevölkerung

Sie fragen sich jetzt sicher, warum hier zwei Linien in der Grafik sind. Die rote Linie ist die bisherige Berechnung, nach der ein Geboosterter sofort nach Infektion als Geboostert gilt. Davon hat sich das SSI (Statens Serum Institut) aber abgewendet:

Quelle: Omicron-Report vom 02.01.2021

Ab jetzt werden die Zahlen erst nach 14 Tagen genommen (blaue Linie). Wie man der Grafik oben entnehmen kann, steigt dadurch die scheinbare Effizienz des Boosters um etwa 10 Prozent.

Es ist schon ein bisschen komisch, wenn solche Änderungen immer dann auftreten, wenn ich gerade einen Bericht darüber geschrieben habe…

Jetzt habe ich aber natürlich immer noch nicht erklärt, warum die Geimpften praktisch doppelt so oft infiziert sind. Die obige Rechnung kann ich natürlich auch für die Geimpften machen, das Ergebnis sieht dann so aus:

Folgendes Szenario liegt der Grafik zu Grunde: Jede Woche infiziert sich eine fixe Rate der Bevölkerung (1%, tatsächliche Zahl aber irrelevant), pro Woche werden 5% der Bevölkerung geboostert (der Rest ist „nur“ geimpft), maximal lassen sich 70% der Bevölkerung boostern. Der Schutz des Boosters vor Infektion beträgt in dieser Rechnung 0% (ja, null). Das hier ist das Ergebnis einer Berechnung der Impfeffektivität basierend auf (Prozentsatz geimpften Fälle geteilt durch) dem Prozentsatz der Geimpften an der Gesamtbevölkerung

Wie sie sehen, ist das Ergebnis eine negative Effektivität mit Werten von teilweise über 100% (bzw. sogar über 120% mit dem 14tägigen Verzug).

Um diese Daten nochmal im Kontext meines vorherigen Beitrags zu zeigen:

Auch bei einer gegen Infektionen völlig wirkungslosen Impfung kann man durch eine steigende Impfquote eine Scheineffektivität berechnen. Nichts anderes ist hier der Fall.

Mein Fazit

Wenn ich sowas schreibe, rege ich mich immer tierisch darüber auf, dass so vermeintliche Experten wie Drosten nicht darüber reden. Ich würde wirklich zu gerne mal ein Interview mit so jemand führen, oder zumindest eine Diskussionsrunde.

Es bleibt dabei: Die Impfung schützt nicht gegen Ansteckung, alle Studien die anderes behaupten sind mit Sicherheit … wohl einfach nur ein extremer Zufall.

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Veröffentlicht von Zacharias Fögen

Arzt. Psychosomatiker. Tiefenpsychologe. Verheiratet, Vater von zwei Söhnen. Gegner der Corona-Maßnahmen. Antikapitalist und Antisozialist.

12 Kommentare zu „Wird ein ungeboosterter, zwei mal geimpfter infektanfälliger?

  1. Interessante Theorie. Leider sind die Berechnungen der roten und blauen Kurven nicht nachvollziehbar / nachprüfbar. Ich hätte mir gerne die Excel-Kalkulation dazu angesehen.

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      1. Habe mir das Modell mal angeschaut. Der Effekt entsteht dadurch, dass die Effektivität berechnet wird als „Anteil an den kumulierten Fällen geteilt durch den aktuellen Anteil an der Bevölkerung“ und sich der aktuelle Anteil an der Bevölkerung von Geimpften und Geboosterten sich wöchentlich ändert. Wird denn in den offiziellen Statistiken die Impfeffektivität mit dem Anteil der kumulierten Fälle berechnet oder mit dem Anteil der aktuellen Fälle, also der entsprechenden Woche?

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  2. IgG Antikörper sind Monomere, das heißt, sie können nur an ein Spikeprotein gleichzeitig binden

    Ist das so?

    Meines Wissens haben IgG-AK zwei gleiche Antigenbindungsstellen, können demnach auch zwei Spikeproteine gleichzeitig binden.

    MfG

    Stefan Borisch

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      1. Ich habe mal gelernt, dass ein IgG-Molekül genau zwei Antigen-Bindungsstellen hat, die beide gleich aufgebaut sind. Entsprechend sind diese monovalent, können also nur ein und denselben antigenen Ausschnitt eines Antigens binden. Wenn nun aber zwei Antigene, also zwei Spike-Proteine da sind, können diese beiden auch von einem IgG gebunden werden.
        Und das ist jetzt nicht mehr so?

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  3. Hallo Herr Fögen,

    ich finde Ihren Brückenschlag zur Polioimpfung sehr interessant!

    Allerdings beschäftigt mich seither die Frage 1) warum man im Westen überhaupt auf intramuskulär umgestellt hat?
    Es könnte doch eigentlich jederzeit von Patient 0 eine Weitergabe-Welle entstehen und daraus folgend ein erneuter endemischer Zustand.

    Frage 2) Gilt gleiches Problem (intramuskuläre Impfung/Weitergabe) nicht auch bei der Masern-Impflicht? Wäre es demnach nicht völlig am Ziel vorbeigeschossen, durch die Impfplicht eine Ausrottung herbeiführen zu wollen?

    Klingt für mich in beiden Fällen eher nach politischem Aktionismus, sowohl seitens WHO als auch von den Regierungen. Und natürlich auch wieder Lizenzen zum Gelddrucken…

    Ich bin sehr auf Ihre Erläuterungen gespannt und würde mich freuen, wenn Sie den Knoten auflösen würden!

    Viele Grüße
    Rebecca

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    1. Die Umstellung auf i.m. ist einfacher da es dann eine Spritze mit mehreren Impfstoffen ist (DTaP+Hib+IPV+HB+Pneumokokken).
      Eine Verschleppung erfolgt auch, zum Glück sehr selten, die hat sogar einen eigenen ICD-10 Code.

      Masern ist ein anderes Virus, das muss einmal durch den Körper durch, deshalb das Exanthem am ganzen Körper.

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  4. Guten Tag, Herr Fögen,

    Die Omikron Zahlen der Geimpften/Geboosterten beschäftigen mich

    Bei der Hyposensibilisierung werden dem Körper Extrakte mit dem Allergen zugeführt. Dadurch versucht man, dem Körper beizubringen, anders zu reagieren: Es ist in etwa so, als würde man gegen die eigene Allergie „geimpft“.

    Wenn man jetzt die Covid-Impfung erhält und dann einen Booster, wirkten diese dann wie eine Art Hyposensibilisierung ?
    Gewöhnt sich dann das Immunsystem an das Spike-Protein, lässt es zu und wehrt es nicht mehr ab?
    Es erkennt „den Feind“ nicht mehr?

    Wäre das möglich oder
    ist meine Überlegung ganz falsch?

    Meiner Freundin wurde von Ihrer Hausärztin gesagt, daß für sie diese Impfung nicht in Frage käme, weil sie Allergikerin sei.

    Dem krebskranken Ehemann einer anderen Freundin riet man unbedingt zur Impfung.

    Warum?

    P.S.
    Der Mann war ca. 4 Monate vor der Impfung bei einem MRT – O.B.
    ca. 3 Monate nach der Impfung trat der Krebs auf (Lunge, Leber, Niere und im Hüftknochen)

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