CDC-Direktorin tweetet Anti-Impf-Studie

Die Studie (preprint) können sie hier als PDF herunterladen bzw. ansehen.

Eigentlich geht es in der Studie nicht um die Impfung, sondern um Omicron. Aber es gibt trotzdem jede Menge Daten zum Impfstatus.
Zum Beispiel das hier, in Tabelle S4 findet man die Rate an (symptomatischen) Hospitalisationen per 1000 Personentagen (alle Fälle):

DeltaOmikron
Unvaccinated1.070.57
1 dose0.590.48
2 doses0.470.61
3 doses1.060.93
Rate der symptomatischen Hospitalisationen per 1000 Personen-Tage

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich hier alle Fälle gewählt habe, weil es ja um symptomatische Hospitalisationen geht, und dann ist es egal, ob der erste Test im Krankenhaus gemacht wurde oder ambulant.

Jetzt aber wieder zu den oben genannten Daten. Das sieht nicht gut aus, für den Booster. Die Rate der symptomatischen Hospitalisierungen für Geboosterte ist bei Delta so hoch wie bei Ungeimpften, bei Omicron um etwa zwei Drittel höher. Autsch!

Aber vorsicht: Es handelt sich bei diesen Raten um Rohdaten, die nicht adjustiert sind. Also schauen wir mal in Tabelle S3 (Predictors of symptomatic hospital admission among cases with SGTF infections and non-SGTF infections).

In Tabelle S3 finden wir die „Adjusted Hazard Ratio“, also die von anderen Einflussgrößen bereinigte Veränderung der Wahrscheinlichkeit einer symptomatischen Hospitalisierung (im Vergleich zu Ungeimpften, Zahlen in Klammern: 95%-Konfidenzintervall):

Hazard Ratio gegenüber UngeimpftenDeltaOmikron
Ad.26.COV2.S—1 dose0.22 (0.09, 0.53)0.77 (0.33, 1.82)
Ad.26.COV2.S—with any booster dose0.92 (0.29, 2.89)0.83 (0.20, 3.46)
BNT162b2 or mRNA-1973—1 dose0.34 (0.11, 1.08)0.66 (0.20, 2.15)
BNT162b2 or mRNA-1973—2 doses0.22 (0.09, 0.53)0.85 (0.58, 1.24)
BNT162b2 or mRNA-1973—3 doses0.21 (0.10, 0.42)0.88 (0.54, 1.45)
Alle Patienten

Beim Anblick der linken Spalte fällt auf, dass der Booster (3. Dosis) praktisch nichts bringt, das Boosten bei Ad.26.Cov.S (Janssen-Impfstoff) die Wirkung aufhebt – warum auch immer. Spätestens an diesem Punkt sollte man die Methodik in Frage stellen.

Bzgl. der Wirkung bei Omicron: Die gibt es garnicht, alle Konfidenzintervalle schließen die 1 mit ein, somit kann man hier keine Wirkung feststellen. Wie jetzt, ist Omicron der Killer, weil es auch den Schutz vor Hospitalisierung der Impfung umgeht?

Warum tweetet die CDC-Direktorin das mit „Get vaccinated + boosted“ ?

Okay, aber spielen wir das Spiel der Autoren doch mal mit und beschränken auf die Patienten die zuerst ambulant getestet wurden („Cases tested in outpatient settings“).

Natürlich ist es so, dass ärmere Menschen in den USA direkt ins Krankenhaus gehen, und das auch nur dann, wenn es ihnen schlecht geht. Einfach weil sie sich eine ambulante Behandlung nicht leisten können. Sehen wir uns doch mal an, wie sich das Einkommen dieser Untergruppe von dem der Gesamtgruppe unterscheidet.

DeltaDeltaOmicronOmicron
AlleOutpatientAlleOutpatient
<$50,0002,254 (13.4)9,050 (61.2)6,479 (12.5)27,447 (60.3)
$50,000-$99,99910,325 (61.4)1,948 (13.2)31,291 (60.5)5,524 (12.1)
$100,000-$149,9993,755 (22.3)3,358 (22.7)12,092 (23.4)10,860 (23.9)
≥$150,000483 (2.9)433 (2.9)1,892 (3.7)1,684 (3.7)

Fällt ihnen etwas auf? Hier haben die Autoren wohl einen kleinen Zahlendreher beim Einkommen drin, ganz klein. Egal!

Hazard Ratio gegenüber UngeimpftenDeltaOmikron
Ad.26.COV2.S—1 dose0.22 (0.09, 0.53)0.77 (0.33, 1.82)
Ad.26.COV2.S—with any booster dose0.92 (0.29, 2.89)0.83 (0.20, 3.46)
BNT162b2 or mRNA-1973—1 dose0.34 (0.11, 1.08)0.66 (0.20, 2.15)
BNT162b2 or mRNA-1973—2 doses0.22 (0.09, 0.53)0.85 (0.58, 1.24)
BNT162b2 or mRNA-1973—3 doses0.21 (0.10, 0.42)0.88 (0.54, 1.45)
Nur die mit ambulantem Test

Auch hier sehen wir wieder, dass der Booster keinen Mehrwert hat.

Und auch hier sehen, wir, dass die Impfung insgesamt bei Omicron bzgl. der Hospitalisierung nichts bringt.

Aber was heißt das denn jetzt, ist Omicron so harmlos dass die Impfung keinen Unterschied mehr macht?

Also der Fehler liegt in der Berechnung. Das Alter stellt einen exponentiell wachsenden Risikofaktor für COVID-19 dar, die Autoren bilden ihn aber linear ab. Damit wird das Risiko für Omicron geringer geschätzt, da sich mit Omicron primär junge Leute infiziert haben, auch hier im Vergleich zwischen Delta und Omicron.

Mein Fazit

Ich sehe keinen physiologischen Grund, warum Omicron plötzlich so viel harmloser sein sollte. Ich halte das alles für einen haufen Datenartefakte, bis mir jemand wirklich das Gegenteil beweist.

Interessant ist nur, dass die u.g. Studie ein paar „Konflikte“ bzw. konkurrierende Interessen aufzeigt…

Ich verstehe aber nicht, warum u.a. Pfizer daran interessiert wäre, Omicron als ungefährlicher darzustellen.

Dass die Boosterung aber keinen weiteren Benefit hat, das stimmt, und das habe ich ja schon an anderer Stelle gezeigt.

Wenn sie auch in Zukunft auf dem laufenden bleiben wollen, können sie hier ihre eMail-Adresse dalassen.


A reply to mcgill.ca

This is a reply to this article by Jonathan Jarry. So, Jonathan, the first thing you claim is that my study was „deeply flawed“. It’s peer-reviewed science in a 100-year-old journal. You’re writing a blog. Then you go on to make comments about me, keeping to proclaim that this paragraph was not ad hominem. Yet,…

Veröffentlicht von Zacharias Fögen

Arzt. Psychosomatiker. Tiefenpsychologe. Verheiratet, Vater von zwei Söhnen. Gegner der Corona-Maßnahmen. Antikapitalist und Antisozialist.

4 Kommentare zu „CDC-Direktorin tweetet Anti-Impf-Studie

  1. Dachte bisher, es wäre zumindest wahrscheinlich, dass Mutanten eines Virus im Laufe der Zeit zwar oft ansteckender, aber meistens „harmloser“ werden. Die sehr unterschiedlichen Sterberaten bei Influenza-Wellen – sofern andere Ursachen ausgeschlossen werden können – würden diese These allerdings infrage stellen und sie muss auch nicht für alle Mutationen gelten.

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