Das Gesetz der Regierung zum Verbot des Kükentötens stellt an sich eine gute Idee in den Vordergrund, nämlich die sinnlose Vergasung von ca. 45 Millionen Jungküken jährlich zu beenden.
Nun, ganz sinnlos ist es nicht, da die Küken als Tierfutter verwertet werden können. Aber die ethisch-moralischen Aspekte wollen wir mal ignorieren und uns nur die wirtschaftlichen ansehen.
Sollten alle Brütereien auf das oben genannte Verfahren umrüsten, ist mit einem jährlichen Erfüllungsaufwand aufgrund von Lizenzgebühren zwischen 120 Millionen Euro (12 Milliarden * 0,01 Euro) und 360 Millionen Euro (12 Milliarden * 0,03 Euro) zu rechnen.
Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass im Jahr 2019 bei ca. 3 Millionen Eiern das Geschlechtsbestimmungsverfahren durchgeführt wurde
Drucksache 19/27630 Seite 12
Das bedeutet, dass die Firma, welche diese Lizenzgebühren einnimmt, im Jahr 2019 Lizenzeinnahmen von 30.000€ bis 90.000€ jährlich hatte, und nach dem neuen Gesetz werden diese Lizenzgebühren sich ver-4000-fachen? Wow.
Wer verdient denn daran? Das Lizenzverfahren vertreibt die Firma SELEGGT , ein Joint Venture der REWE Group und von HatchTech, einem internationalen Technologiekonzern. Die Geschäftsführer von SELEGGT sind Dr. Ludger Breloh und Tjitze Meter, die jeweils für die REWE Group bzw. für HatchTech Group arbeiten.
Also mit anderen Worten, diese Lizenzgebühren gehen an die REWE Group und an einen anderen Milliarden-Dollar-Konzern.
Und diese Millionenbeträge zahlt natürlich der Bürger, denn die Eier werden teurer werden. Es handelt sich also um eine klassische Umverteilung von unten nach oben. Jetzt wird klar, warum CDU, SPD und Grüne dafür stimmen!
Seit 2016 ist die REWE Group Mitglied sowohl im Wirtschaftsforum der SPD e.V. als auch im Wirtschaftsrat der CDU e.V. Die Kosten der beiden Mitgliedschaften addieren sich auf circa 33.000 Euro jährlich. Außerdem ist die REWE Group seit 2018 Mitglied bei der Dialogplattform „Wirtschaftsbeirat“ der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
rewe group nachhaltigkeitsbericht 2018
Was für ein Zufall…
Aber Moment, da steht doch noch jemand anderes auf der Seite von SELEGGT: Prof. Dr. Almuth Einspanier, Professorin der Universität Leipzig. Sie arbeitet außerdem auch am Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme IMMS, einem landeseigenen Unternehmen des Freistaats Thüringen.
„Seit 2011 forschen wir an einem Verfahren, mit dem man per Hormonanalyse zuverlässig das Geschlecht eines Hühnerkükens vor dem Schlupf bestimmen kann.
Um unser endokrinologisches Verfahren zu validieren, haben wir bereits 2013 mehr als 10.000 Eier manuell beprobt.
Webseite des IMMS
Frau Prof. Dr. Einspanier forscht also schon lange an diesem Verfahren, als Professorin an einer staatlichen Hochschule und in einem landeseigenen Unternehmen. Und wer bezahlt noch?
Anwendungsorientierte Untersuchung zur endokrinologischen In-ovo-Geschlechtsbestimmung beim Haushuhn
Einspanier, Almuth
Laufzeit: 10.2014 – 12.2019
Mittelgeber: andere Bundesministerien
Leuris portal der universität leipzig
„Andere Bundesministerien“ bezahlen die Forschung. Mit anderen Worten, Frau Einspanier arbeitet mehr als acht Jahre lang auf Kosten des Steuerzahlers in der Erforschung der lizensierten Technik, und jetzt da diese marktreif ist, verdienen die REWE Group und HatchTech jedes Jahr dreistellige Millionenbeträge damit?
Wie auch im Fall des Biontech-Impfstoffes zeigt sich, dass es die internationalen Megakonzerne sind, welche die Früchte aus der jahrelangen, staatlich finanzierten Grundlagenforschung ziehen, und dann dank Patentschutz Milliarden verdienen.
Aber es geht noch weiter.
Demgegenüber steht eine jährliche Entlastung der Betriebe in Höhe von 92,4 Millionen Euro (12 Milliarden Eier 0,0077 Euro). […] Darin erfasst sind Einsparungen für das Personal, dass das manuelle Sortieren der Küken unmittelbar nach dem Schlupf vornimmt […].
Derzeit sind 2436 Eierpackstellen in der Datenbank in Deutschland erfasst und veröffentlicht.
Drucksache 19/27630 Seite 13
Da werden wohl mehrere tausend Angestellte mit sicheren Jobs entlassen werden müssen, um durch eine Technologie ersetzt zu werden, die teurer ist als die Arbeit durch den Menschen.
Alternativ werden die Eierpackstellen und damit die Arbeitsplätze ins europäische Ausland verlagert, denn dort gilt diese Regelung nicht.
Aber Moment: Dazu wird es aber, wenn die Betreiber der Eierpackstellen schlau sind, wahrscheinlich nicht kommen. Denn dass es der Regierung an Gesetzgebungskompetenz mangelt, zeigt sich auch hier:
Nichts hindert doch die Betreiber der Eierpackstellen daran, die Küken ins europäische Ausland zu karren um sie dort vergasen zu lassen…
Alles gute kommt zum Schluss: Hier geht es zum Antrag der Linksfraktion, der auf Zweinutzungshühner und Unterstützung der Landwirte setzt, statt REWE Group und Co. das Geld hinterher zu werfen.